Michael Buller, VIR (www.v-i-r.de)

Foto: Karina Schuh Photography

KRIMMER CONSULTING:  Du bist seit vielen Jahren eines der prominentesten Gesichter in der deutschen Tourismusbranche und vor allem als Digital-Experte im Einsatz. Seit 2009 stehst Du als Vorstand dem Verband Internet Reisevertrieb e.V. (VIR) vor und hast hier viel bewegt und initiiert. Hattest Du schon immer ein Faible für die Online-Reisewelt?

MICHAEL BULLER: Ehrlich gesagt hängt das mehr mit meiner Neugier zusammen. Als Kind habe ich schon mein ganzes Spielzeug (leider auch andere Sachen) zerlegt (und oft auch nicht mehr zusammen bekommen), weil ich wissen wollte, wie sie funktionieren. Mich faszinieren Technologien und ihre Möglichkeiten und eben auch, neue Sachen auszuprobieren – das mache ich sowohl beruflich als auch privat.

KRIMMER CONSULTING: Die Förderung von jungen, digitalen Unternehmen liegt Dir schon lange besonders am Herzen – der VIR unterstützt Start-ups in vielerlei Bereichen und sie erhalten als VIR-Mitglieder sechs Jahre lang sehr günstige Konditionen. Was ist Dir beim Engagement für junge Gründer/Innen besonders wichtig?

MICHAEL BULLER: Da ich selbst einmal in einem Start-up gesessen bin – ob Holiday Autos oder Lastminute.com – weiß ich, wie wichtig es ist, ein gutes Netzwerk in einer Branche zu haben und schnell zu verstehen, wie ein Markt funktioniert bzw. wie gewisse Spielregeln in einem Markt sind. Das versuchen wir für die Start-ups zur Verfügung zu stellen. Start-ups sind wie ein Lab, in dem neue Lösungen und Wege für Branchen gestaltet werden. Sie sind praktisch wie unsere Innovations Labs, und wir bräuchten davon viel mehr – und das nicht nur in der Touristik-Branche.

KRIMMER CONSULTING: Zugleich stehst Du für die verstärkte Wahrnehmung der digitalen Tourismus-Unternehmen in der Politik, bist oft in Berlin und agierst unter anderem in wichtigen Beiräten viel hinter den Kulissen. Kann man hier denn wirklich etwas bewirken? Wird einem zugehört?

MICHAEL BULLER: Ich habe das Gefühl, dass oft übersehen wird, wie viel man eigentlich bewegen kann. Oft schimpfen Menschen nur über Politik.  Aber sich zu engagieren und zu helfen, dass Dinge anders laufen, ist in einer Demokratie möglich. Wir erleben Politik als offen für alle Themen und ich habe großen Respekt davor, welche Entscheidungen getroffen werden müssen. Es ist ein Unterschied, ob man für sein Umfeld eine Entscheidung trifft, eine für 80 Millionen Menschen in Deutschland oder für ganz Europa. Die Weitsicht, die man dabei haben muss, ist riesig. Auch funktioniert das Politische System ganz anders als z.B. ein Unternehmen. Im Tourismus sind wir in unterschiedlichen Bereichen involviert und man hört uns zu. Wir versuchen aufzuklären, und manchmal erklären wir auch Prozesse (das können wir als digitale Branche mit Sicherheit am besten), um verständlich zu machen, was manche Vorschläge für Auswirkungen haben.

KRIMMER CONSULTING: Woher nimmst Du für Deine vielen Aufgaben die Motivation, wie schaltest Du ab?

MICHAEL BULLER: Ich mag meinen Beruf, weil er so vielfältig ist. Es gibt eigentlich auch keinen Alltag oder Routinen – das muss man mögen. Ich habe ein tolles Team, die das übrigens auch mögen müssen, denn die Bandbreite, die wir zu bewerkstelligen haben, ist wirklich riesig. Das reicht von Vereinsverwaltung, Mitgliederinfos, Eventorganisation und Scouting bis hin zur Gesetzgebung – und wann was gerade wichtig ist, hat man oft nicht unter Kontrolle.  Auch mag ich die Menschen, die in dieser Branche arbeiten, und das Produkt „Glück“, das wir verkaufen. Das alles zu erhalten und vorwärtszubringen, ist eine tolle Aufgabe, die wir machen dürfen.

Abschalten ist übrigens so eine Sache – ehrlich gesagt bin ich immer irgendwie on, dafür passiert zu viel und zu gleichzeitig.  Aber wenn ich überhaupt abschalte, dann eventuell, wenn ich in einem meiner alten Autos sitze.

KRIMMER CONSULTING: Wie würdest Du Dich und Deine Persönlichkeit in einem Satz selbst beschreiben?

MICHAEL BULLER: Lebe, wie du, wenn du stirbst, wünschen wirst, gelebt zu haben! (Christian Fürchtegott Gellert, 1715-1768, deutscher Erzähler, Fabel- und Liederdichter)

6. Mai 2025

 

 

 

ROMAN BORCH, travelholics media (https://travelholics-media.de)

KRIMMER CONSULTING: Du bist Mitgründer von e-confirm, eine IT-Firma mit Internet-Lösungen für die Touristik. Das ist eine eher nüchterne Angelegenheit. Hast Du Deinen Podcast travelholics quasi als kreativen Ausgleich hierfür geschaffen?

ROMAN BORCH: Tatsächlich entstand die Podcast Idee, um die Touristik für neue Formen digitaler Kommunikation im Marketing zu sensibilisieren, quasi als Vorschlag, um neue Geschäftsfelder für e-confirm zu entwickeln. Da die Begeisterung für dieses neue Medium in der Branche traditionell verhalten ausfiel, hab ich mir die Idee sozusagen „angeeignet“, was sich heute als „good move“ bezeichnen lässt.

KRIMMER CONSULTING: travelholics ist einer der bekanntesten und populärsten Podcasts der Touristik, es gab bislang über 350 Episoden. Wie wählst Du die Podcast-Partner aus?

ROMAN BORCH: Da gibt es keine festen Kriterien. Ich bin hier tatsächlich egoistisch. Die Idee von travelholics ist ja, dass ich Menschen kennenlernen möchte, die mich interessieren und deren Ideen, Haltungen und Projekte nachhaltig, intellektuell spannend und innovativ sind. Die Zuhörenden lade ich dann in der Episode ein, diese Begegnungen zu erleben.

KRIMMER CONSULTING: Wie hat sich Dein Podcast in den vergangenen Jahren entwickelt und wie würdest Du Deine Haupt-Zuhörerschaft definieren?

ROMAN BORCH: Ich freue mich über eine stetig wachsende Hörerzahl in einer doch recht spitzen Zielgruppe für einen „Fach“-Podcast. Das Feedback und auch persönliche Gespräche zeigen, dass ich innerhalb der Reiseindustrie ein gutes Spektrum abbilde und zum Weiterhören ermutigen kann, egal ob DAX Vorstände oder Travel Industrie Newbies.

KRIMMER CONSULTING: Wir wagen einen Blick in die Zukunft: Wie werden sich Podcasts in Deinen Augen weiterentwickeln (müssen), welche Bedeutung haben sie beispielsweise in 10 Jahren?

ROMAN BORCH: Da verweise ich mal auf einen Song der Rolling Stones von 1965: „It is the singer, not the song“. Wie in der Reisewirtschaft geht es immer um die Menschen, die sprechen. Daher glaube ich, dass Podcaster sich auch in 10 Jahren um ihre Wahrhaftigkeit und kluge Themen kümmern müssen. Nur Reichweite und Aufmerksamkeit schaffen, versklavt von Algorithmen, das überlassen wir dann einfach den KI Bots.

KRIMMER CONSULTING: Wie würdest Du Dich und Deine Persönlichkeit in einem Satz selbst beschreiben?

ROMAN BORCH: Ich bin neugierig und ein ehrgeiziger Kämpfer, vorher aber Mensch; wenn beides nicht geht, geb ich dem Menschen Recht.

KRIMMER CONSULTING: Bonusfrage: Eine Ermunterung zum Schluss?

ROMAN BORCH:
„Ich fordere Sie auf, gnädige Frau,
und auch Sie, mein Herr:
ein bisserl den Hintern bewegen!
Ja, ich weiß, er wiegt zwar ziemlich schwer,
aber wollen wir nicht auch einmal ein bissl was riskieren?
Weil, alles geht, es müssen nur mehr probieren!“
(„Ich hab’s wollen wissen“, Ludwig Hirsch, 1979)